Filialkirche St. Johannes Baptist
Kleine Geschichte von Lichtenau
Die Christianisierung erfolgte wahrscheinlich von Kloster Münchsmünster über die Missionsstation Hundszell. Im 7. Jahrhundert spricht man bereits von einer Taufkirche St. Johannes Baptist – unser Kirchenpatron, auch weißt dieser auf eine frühe Glaubensverbreitung hin. Lichtenau ist nachweislich 1197 zum ersten Mal als Lichte Aue in einer Schenkungsurkunde erwähnt.
Katholisches Kuratbenefizium St. Johannes Baptist Lichtenau
Das Kuratbenefizium ist eine eigene Kirchenstiftung, der Kurat (örtliche Priester) ist dem Pfarrer von Weichering unterstellt.
Die erste geschichtliche Erwähnung einer Kirche findet man 1432 in den sogenannten Ehaftpunkten. Im 16. Jahrhundert war ein mehrfacher Wechsel zwischen katholisch und evangelisch, die Glaubensrichtung war vom jeweiligen Landesherrn abhängig. Seit 1614 ist Lichtenau katholisch.
Die Kirchenstiftung wurde am 12. April 1722 als Benefizium beurkundet, Stifterin ist Frau Maria Elisabetha Planck, Apothekerwitwe aus Ingolstadt. Im Jahr 1847 folgt die Erhebung zum Kuratbenefizium. Mehrfache Versuche eine eigenständige Pfarrei zu werden sind fehlgeschlagen.
Gotteshaus
Unsere jetzige Kirche wurde 1927 durch Kuratbenefizat Michael Lang neu erbaut. Architekt war Prof. Michael Kurz (1876-1957), ein bekannter Kirchenbauer seiner Zeit. Der Baustil ist ausgehender Jugendstil und die Baukosten beliefen sich auf 65.000 Mark.
Seit ihrem Bau wurde sie dreimal renoviert: In den Jahren 1956, 1981 und 2004 außen, innen 1959 1983 und 2007.
1959 wurde die Kirche dem damaligen Zeitgeschmack angepasst und der innere Anstrich sehr grau in grau gehalten. Gott sei Dank wurde kein Gegenstand, wie z. B. die Kommunionbank, entfernt. Dies ist hauptsächlich den damals noch lebenden beim Kirchenbau beteiligten Lichtenauern zu verdanken. Die Kirche erfuhr dennoch starke Veränderungen, so brachte der Pfaffenhofener Künstler Weingartner 1956 außen an der Westfassade ein Mosaik des Hl. Johannes an und 1959 hinter dem Hochaltar ein Gemälde der Hl. Dreifaltigkeit. Auch die Pieta unter der Empore stammt aus dieser Zeit.
1983 wurde wieder vorsichtig mit Farbverzierungen ein kleiner Weg zurückgegangen.
Bei der letzten Renovierung 2007 wurde die Ausmalung unserer Kirche in ihrer ursprünglichen Fassung wieder hergestellt. Die Originalfarbtöne wurden durch Abtragung der jüngeren Farbschichten an diversen Stellen ermittelt. Das Bild der Hl. Dreifaltigkeit wurde mit Seidenpapier übertapeziert und die ursprünglichen Darstellungen wieder aufgemalt. Auch wurden die Apostelleuchter wurden mit Namen versehen.
Hochaltar
Der Entwurf stammt von Prof. Carl Baur aus München. Wenn richtig *1881 +1968
Das linke Altarbild stellt die Taufe des Herrn dar, das rechte die Verkündigung des Erzengels Gabriel an Zacharias. Im Spitzbereich ist das siegreiche Lamm Gottes mit Osterfahne und Wundmalen zu sehen, vor dem Tabernakel steht der Gekreuzigte im Königsornat.
Die erste Heilige Messe wurde am 23.10.1927 von Pfarrer Trey gelesen, die bischöfliche Weihe erfolgte am 2.5.1937 durch Bischof Josef Kumpfmüller.
Volksaltar und Taufbecken
Der Entwurf und die Ausführung stammen von Karlheinz Torge aus Schrobenhausen. Das Material ist Kehlheimer Muschelkalk. An Kirchweih 2007 wurde die erste Heilige Messe von Pfarrer Ljubicic gelesen, die bischöfliche Weihe erfolgte am 9.12.2007 durch Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger. Auch segnete Dr. Losinger das Taufbecken, bis dahin war kein Taufbecken in der Kirche des Täufers.
Orgel
Erster Hinweis auf eine Kirchenorgel fand sich in einer Rechnung von 1784/85. Beim Kirchenneubau 1927 war ein Umbau und eine Erweiterung der Orgel geplant. Dies wurde vom Orgelbauer, wie er selbst schreibt, so gründlich vorgenommen, dass eine völlig neue Orgel entstand. Bereits 1931 wurde ein elektrisches Gebläse eingebaut. Von der Bauart her, ist es eine pneumatische Kegelladenorgel. Ihre jetzige Größe hat sie erst in den frühen Fünfzigern erreicht. Bei der damaligen Orgelrenovierung wurde sie um einige Register erweitert. Der Spieltisch steht in Blickrichtung Hochaltar und hat zwei Manuale und ein Pedal. Die Orgel umfasst 12 Register, das sind 980 Pfeifen. Ihre letzte Renovierung fand auch 2004 statt.
Die Beleuchtung der Kirche wurde modernisiert aber die ursprünglichen Leuchten, die auf dem Dachboden noch vorhanden waren, renoviert und wieder eingebaut. Auch moderne LED-Technik wurde auf dem Gebälk angebracht, sie bringen ein schönes Licht vor allem in der Dämmerung ins Gotteshaus.
Kirchturm
Der Kirchturm dürfte aus der Römerzeit stammen, nördlich von Lichtenau führte eine Römerstraße vorbei. Seine gesamte Konstruktion und Abmessung weisen darauf hin, nur der obere Teil dürfte später aufgestockt worden sein. Sein Dachstuhl stammt aus dem 16. Jahrhundert, wie Untersuchungen ergaben. Er ist das älteste Bauwerk in Lichtenau. Auch beherbergt er das Geläut von 4 Glocken, das seit dem 3. Februar 1947 sowohl zu festlichen als auch zu traurigen Anlässen, ab 1961 elektrisch, seinen Dienst verrichtet. Die Vorgängerglocken wurden, jeweils 2 von 3 wurden in den beiden Weltkriegen eingeschmolzen.
Unser Kirchenpatron
Wie bereits mehrmals erwähnt heißt unser Kirchenpatron Johannes Baptist oder auch Johannes der Täufer, im Volksmund „Sommerhans“. Das Patronat wird am 24. Juni, also genau ein halbes vor Weihnachten gefeiert. Es ist der Geburtstag des Hl. Johannes, nicht wie bei den andern Heiligen der Todestag. Die kath. Kirche feiert nur drei Geburtstage: Christi Geburt, Mariä Geburt und die Geburt des Johannes. Auch hat unser Kirchenpatron einen 2. Feiertag, er ist weniger bekannt. Im kirchlichen Kalender findet man am 29. August den Feiertag „Enthauptung des Johannes“. Auch als Vorläufer Christi wird unser Kirchenpatron bezeichnet, weil er dem Herrn im Tod voraus gegangen ist. Er gilt auch als Bindeglied zwischen Altem und Neuem Testament.
Sein Namenstag wird in Lichtenau auch mit dem wieder belebten Brauch „Johannisfeuer“ mit einem Grillfest als gleichzeitiges Pfarrfest auf der Wiese beim Kindergarten gefeiert.
Anton Kirschner
Datenquelle: Lichtenau 1197 bis 1997 von Hubert Landsberger